Obwohl Bulletstorm bereits im Jahr 2011 solide Reviews einheimste und die Gunst vieler Zocker gewann, blieb der große kommerzielle Erfolg bis heute aus. Dennoch blieb es nie völlig ruhig um die Serie, die im Laufe der Zeit sogar einen Publisher-Wechsel von EA nach Gearbox vollzog. Insbesondere die Gerüchte um ein mögliches Remaster zogen sich über die Jahre, ehe es dann im Rahmen von PAX East 2017 die lang erwartete offizielle Ankündigung gab. Lasst und also nochmals einen Blick auf Bulletstorm werfen, und schauen ob das Spiel seinem Ruf als Kult-Shooter immer noch gerecht werden kann.
Boom, Boom, Bang
Die Kampagne von Bulletstorm versetzt euch in die Rolle von Grayson Hunt – einem gesetzlosen Auftragskiller, der gemeinsam mit seiner Crew, der Dead Echo Squad, über Jahre hinweg Aufträge für den berühmt berüchtigten General Sarranos durchgeführt hat. Eines Tages erfährt Gray jedoch, dass er während dieser Zeit in Wahrheit stets auf der Seite des Bösen war, und mit Morden an Reportern oder Zivilisten, stets Sarranos Machenschaften unterstützt hatte. Angetrieben durch jede Menge Wut, richtet Gray seine Augen auf Sarrano, dessen Raumschiff er im Rahmen eines schicksalhaften Zusammentreffens gemeinsam mit ihm und seiner Crew in den Tod reißen möchte. Der Erfolg dieser Mission bleibt jedoch aus. Einerseits gelingt es unserem Protagonisten dieses Selbstmordkommando zu überleben, andererseits befinden sich Gray und die letzten Überlenden seiner Crew nun auf einem mysteriösen Planeten wieder, wo mit wilden Monstern und Menschen an jeder Ecke der Tot wartet. Dem Tod noch einmal über die Schippe gesprungen, machen sich Gray und die letzten Überlenden seiner Truppe, auf die Spuren von Sarrano, um ihn endgültig zur Strecke zu bringen. Die Story von Bulletstorm ist überraschend unterhaltsam und umfasst Charaktere, die man trotz ihrer vulgären Art und Weise, auf eine gewisse Art und Weise zu schätzen lernt. Bulletstorm weiß, dass es oftmals über seine Grenzen hinaus schlägt, und sofern man sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt man eine Story präsentiert, die nicht ganz so steif wirkt, wie in vielen anderen Shootern heutzutage.
It’s time to kick ass and chew bubble gum...and I’m all outta gum
Eine der Neuerungen der Full Clip Edition von Bulletstorm ist die Hinzugabe von Duke Nukem in die Kampagne, welches definitiv auf Gearbox Beteiligung zurückzuführen ist. Im Rahmen des Einzelspielermodus übernimmt Duke die Rolle von Gray, und zwar komplett digitalisiert und vertont. Während es zwar durchaus lustig mitanzusehen ist, wie Duke versucht, mit seiner überraschenden Existenz in der Welt von Bulletstorm zurechtzukommen, schwebte in mir jedoch stets die Frage des „Warums“ durch den Kopf. Ja, beide Serien sind in der Tat für ihre ausgesprochen vulgäre Art bekannt, aber meiner Meinung nach befindet sich Bulletstorm auf einer anderen Ebene, die mit ihren gelungenen Dialogen nicht ganz so veraltetet wirkt, wie Duke Nukems Ergüsse, mit denen ich heutzutage nicht mehr viel anfangen kann. Während man immerhin sämtliche Texte ausgetauscht hat, bleibt das Gameplay jedoch wie gehabt. Erwartet also keine exklusiven Waffen a la Duke.
Boom goes the Dynamite
Der Hauptgrund für die nicht enden wollende Popularität von Bulletstorm im Laufe der Jahre ist auf das Gameplay zurückzuführen, welches sich extrem von anderen Ego-Shootern unterscheidet. Während in anderen Spielen nämlich meist nur das Töten an sich im Vordergrund steht, sticht bei Bulletstorm vor allem „die Art des Tötens“ hervor. Bulletstorm erlaubt es euch nämlich, die vielen Gegner auf unterschiedliche Art und Weise umzubringen. So könnt ihr eure Feinde beispielsweise mit einem gepflegten Tritt entweder gegen Kaktus-Bäume nageln oder gar in fleischfressende Pflanzen befördern, was je nach Todesart durch unterschiedlich viele Punkte vergütet wird. Je extremer die Aktion, desto mehr Punkte gibt es im Gegenzug für euch, die ihr dann im Anschluss gegen Waffen-Upgrades und Munition eintauschen könnt. Das Gameplay, welches vor allem zu Beginn noch etwas eingeschränkt wikt – bis auf das Lasso, mit dem man die Gegner heranziehen kann und die Standard-Wumme, die nur bedingt Schaden anrichtet - erweitert sich jedoch im weiteren Spielverlauf immens, was vor allem an der großen Waffen-Vielfalt liegt. Und neben Standardwaffen, wie dem Scharfschützengewehr und die Shotgun gibt es auch noch einige ausgefallene Todbringer, wie zum Beispiel die Flail Gun, mit der man ketten-gebundene Granaten abfeuern kann. Ebenfalls zu empfehlen ist der Bouncer, der herumspringende Kanonenkugeln abschießt. Darüber hinaus verfügen sämtliche Waffen über einen sekundären Feuermodus, der einem vor allem in engen Situationen mir reichlich Wumms aus der Patsche ziehen kann. Ich habe Bulletstorm auf dem normalen Schwierigkeitsgrad gespielt, und selbst hier traf ich auf ernstzunehmende Gegner, die euch schnell zur Strecke bringen können, falls man nicht aufpasst. Das Spiel ist fordernd, aber nie unfair. Obwohl es sehr nach Arcade aussieht, sollte man keine Scheu davor haben, sich ab und zu mal zurückzuziehen, wenn man kurz vorm Sterben steht. Alles in allem ist das Gameplay von Bulletstorm immer noch sehr motivierend und fordernd. Wer sich auf das System einlässt, wird im Zuge der gesamten Kampagne bestens unterhalten. Auch wenn es hier und da noch einige kleine Mängel gibt: So fehlte mir unter anderem die Möglichkeit, mit dem Hauptcharakter herumzuspringen, was vor allem dann negativ ins Auge fällt, wenn sich die herumfliegenden Gegner über euch befinden und für Skillshots nur schwer zu erreichen sind. Darüber hinaus hätte ich mir noch etwas mehr Kreativität bei den Todesarten gewünscht, die durch die Umgebung ausgelöst werden. Spannend wäre es beispielsweise, wenn man noch mehr wilde Tiere in die Welt eingebaut hätte. Aber vielleicht spart man sich da ja für den Nachfolger.
Und was gibts sonst noch?
Die Kampagne, welche gerade mal 6 bis 7 Stunden dauert, wurde mit einem New-Game-Plus-Modus ausgestattet, bei dem von Beginn an alle Waffen freigeschaltet sind. Und wie eingangs erwähnt, lässt sich die gesamte Story auch als Duke spielen, sofern man das Original bereits kennt. Neben der Kampagne gibt es auch noch den Anarchy-Modus, wo man in feinster Horde-Manier versucht, so viele Gegnerwellen, wie möglich zu erledigen. Wichtig ist jedoch dabei, mit möglichst vielen Skillshots eine bestimmte Punktzahl zu erreichen, da man anderenfalls nicht weiterkommt. Der Modus ist unterhaltsam und actionreich, aber leider nur online spielbar – Schade! Abgerundet wird das Spiel durch den Echoes-Modus, wo man in separaten Abschnitten der Singleplayer-Level so viele Punkte wie möglich durch Skillshots erzielen muss. Eure Ergebnisse könnt ihr dann mit den anderen Spielern auf speziellen Online-Leaderboards vergleichen. Wer also von dem actionreichen Gameplay von Bulletstorm nicht loskommt, findet hier einen gelungenen Modus zum Austoben. Hinzu kommt die Tatsache, dass Bulletstorm mit allen DLCs ausgestattet wurde, was den Umfang der Multiplayer-Modi nochmals in die Höhe schraubt. Trotz des zufriedenstellenden Umfangs, muss ich aber sagen, dass der Preis von Bulletstorm mit 50€ doch etwas zu hoch bemessen ist.
Wo ist das grafische Remaster?
Als ich nämlich hörte, dass das Remaster zum Preis von 50€ angeboten wird, habe ich zunächst eine umfangreiche Portierung auf die Unreal Engine 4 erwartet, und zwar komplett mit neuen Effekten und vielen neuen Inhalten. Schnell zog jedoch Ernüchterung ein, als ich feststellte, dass dies gar nicht der Fall war. Zwar ist Bulletstorm trotz seines Alters kein hässliches Spiel, aber angesichts des hohen Preises, hätte ich mir doch etwas mehr von diesem Remaster erhofft. Immerhin läuft es mit stabilen 60fps, was vor allem dem rasanten Gameplay zugutekommt. Und Besitzer einer PS4 Pro und eines passenden UltraHD-Fernsehers dürften sich zudem auf ein Spielerlebnis in 4K freuen. Was das Art-Design angeht, bewegt sich Bulletstorm zwischen Himmel und Hölle. Während die Umgebungen meist absolut fantastisch aussehen – vor allem wenn es zu großen Setpieces kommt – sehen die Hauptcharaktere immer noch wie lieblose Fleischklöpse aus, was schon damals ein Markenzeichen von Spielen der Unreal Engine 3 war. Ganz klar ein Design, mit dem ich mich niemals anfreunden werde. Nichts zu meckern gibt es hingegen beim Sound, der neben guten Synchronsprechern auch einen epischen Orchester-Soundtrack umfasst, dessen musikalische Qualität mich sehr überrascht hat.
FAZIT:
Bulletstorm mag auf dem ersten Blick nach einem plumpen Shooter ohne viel Tiefgang aussehen. Aber wer dem Spiel eine Chance gibt, wird schnell merken, dass vor allem das Gameplay immer noch höchst motivierend und unterhaltsam ist. Hinzu kommt eine simple, aber zufriedenstellende Geschichte im Singleplayer-Modus als auch zahlreiche Extra-Portionen Spielspaß im Echoes- und Anarchy-Modus. Angesichts des hohen Preises bleibt jedoch abzuwarten, ob vor allem die Multiplayer-Komponente des Spiels auf lange Zeit bestehen kann. Darüber hinaus zweifele ich stark daran, dass ein solch hoher Preis der Serie dabei helfen kann, wieder an Schwung zu gewinnen oder alte Fans anzulocken. Wer Bulletstorm: Full Clip Edition aber auf kurz oder lang für einen günstigeren Preis erwerben kann, bekommt einen bemerkenswerten Shooter serviert.
[ Review verfasst von Dimi ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 mit einem 1080p TV ]
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