Baseball spielt zwar hier in Deutschland keine prägende Rolle, stellt aber in den Vereinigten Staaten wiederum ein absolutes Kulturgut dar. Und genau so wie wir Deutsche jedes Jahr die Veröffentlichung des neuesten FIFA oder PES herbeisehnen, wird in den USA stets mit großen Augen auf Sonys MLB The Show geguckt, welches derzeit das einzige Baseball-Spiel mit offizieller MLB-Lizenz ist. Ob die 2017er Auflage der bekannten Serie was taugt, und auch deutsche Interessierte einen Blick drauf werfen sollten, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
Hit me with your best shot
Sobald man MLB The Show 17 gestartet hat, begegnet man zunächst einer riesigen Masse an Modi. Während Serien-Kenner die meisten sicher bereits aus den vergangenen Jahren kennen, empfehle ich absoluten Neueinsteigern zunächst den Trainings-Modus auszuprobieren, wo man sich mit den Grundlagen des Spiels vertraut machen kann. Da MLB The Show 17 über verschiedene Steuerungsvarianten verfügt, gibt einem das Spiel im Trainingsmodus die Chance, alle drei Verfahren hintereinander auszuprobieren, wodurch man je nach Präferenz seine eigene Wahl treffen kann. Die verschiedenen Varianten umfassen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, die einem mehr oder weniger Freiraum beim Batting und Pitching bereitstellen. Während ich die Tutorials an sich sehr gelungen fand und schnell meine Lieblings-Steuerungsvariante zusammenstellen konnte, ist es dennoch etwas schade, dass das Spiel nur auf Englisch bei uns erscheint, da auch die Regeln und Erklärungen allesamt auf Englisch sind. Zwar mag dies nicht für jeden ein Problem sein, aber wenn das Spiel schon hier veröffentlicht wird, könnte man dem deutschen Publikum zumindest etwas entgegenkommen. 2K Sports NBA-Reihe hat es ja schließlich auch geschafft.
I go My Way
Sobald man sich schließlich an das Gameplay und die Regeln gewöhnt hat, ist es an der Zeit, sich an die vielen verschiedenen Modi zu wagen. Die größte Neuerung hat in diesem Jahr der Karrieremodus erfahren, der nun den Namen Pave Your Path trägt. Hier geht es darum mit einen eigens erstellten Spieler an die Spitze der Major League Baseball zu gelangen. Selbstverständlich gibt einem das Spiel sowohl beim Aussehen als auch bei den bevorzugten Spielpositionen unzählige Entscheidungsmöglichkeiten, wodurch man vollkommen freie Hand über seine Karriere hat. Bei meinem Spielstand habe ich mich zum Beispiel für einen Batter entschieden, dessen Hauptaufgabe darin besteht, den Ball so weit wie möglich wegzuschlagen. Als zweite Position habe ich mich für die Rolle des 1st Baseman entschieden, dessen Aufgabe darin besteht, gegnerische Bälle so gut wie möglich abzufangen. Dementsprechend habe ich meine Erfahrungspunkte, die ich nach jedem Spiel bekommen habe, in Fähigkeiten investiert, die mein virtuelles Abbild genau in diesen Kategorien zur unangefochtenen Nummer Eins machen. Selbstverständlich kann man aber auch einen guten Allrounder gestalten, indem man seine Erfahrung auf sämtliche Fähigkeiten verteilt. Das System repräsentiert nichts Neues, ist leicht zu durchschauen, und gerade deswegen auch sehr empfehlenswert für Neueinsteiger. Die Höhe der gewonnenen Erfahrungspunkte hängt ebenfalls wie immer von der Leistung während der Spiele ab. In meinem Fall gab es beispielsweise extra viele Punkte, wenn mir als Batter Homeruns oder RBIs gelungen sind. Abgerundet wird der Karrieremodus durch eine interessante Erzählweise, wo die wichtigsten Passagen eurer Karriere vom Amateur- zum Profi-Dasein im Stile eines Dokumentarfilms durch einen Hintergrundsprecher geschildert werden. Hinzu kommen einige gelegentliche Dialoge mit dem Team-Personal, wo man seiner Karriere mit eigenen Antworten einen persönlichen Touch verpassen kann - zum Beispiel beim Weg, den man beschreiten möchte (bleibt man in der niedrigeren Liga, um seine Fähigkeiten zu verbessern oder geht man auf die nächst höhere Stufe) oder bei der Gestaltung der eigenen Persönlichkeit (ist man frech oder doch eher lieb). Alles in allem gefällt mir der Karrieremodus von sämtlichen Modi am meisten, weil es spannend mitanzusehen ist, wie man gemeinsam mit seinem Charakter von Spiel zu Spiel besser wird und den Sport immer mehr beherrscht.
Modi wo das Auge hinreicht
Aber neben Pave Your Path besitzt MLB The Show auch noch viele andere Modi, die einem für sehr lange Zeit unterhalten werden. Serientypisch befindet sich darunter der Franchise-Modus (man verwaltet ein ganzes Team) und die Diamond Dynasty, welches Sonys Variante des aus FIFA bekannten Ultimate Team Modus darstellt. Da Baseball-Sammelkarten jedoch ein Hobby mit langer Geschichte sind, merkt man dem Modus tatsächlich an, dass er mit viel Liebe zum Detail entwickelt wurde. Hinzu kommen einige Neuerungen, die den Modus noch angenehmer gestalten, darunter zum Beispiel die heißerwarteten 3-Inning-Spiele für diejenigen, die tagtäglich nicht allzu viel Zeit haben oder neue Missionen, Belohnungen und Live-Inhalte, die sich an die Geschehnisse der aktuellen Saison orientieren. Und obwohl der Modus über unglaublich viele Inhalte verfügt, muss ich zugeben, dass ich oftmals glatt davon erschlagen wurde, da ich mich im Vergleich zum Fußball- oder Basketballsport eben nicht so gut mit den Taktiken oder Spielern auskenne. Wer sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen lässt und sich nicht davor scheut, Wissen anzulesen, wird in der Diamond Dynasty auf lange Zeit hin sehr gut unterhalten. Ein Punkt, wo sich die Macher hinter MLB jedoch noch steigern müssen, ist die Online-Anbindung des Spiels, da es viel zu oft zu Unterbrechungen kommt. Dies ist vor allem für die Spieler ein Dorn im Auge, die einen großen Wert auf ihren Werdegang in der Diamond Dynasty legen, wo Disconnects verheerende Auswirkungen auf die Statistik haben können – vor allem die FUT Spieler unter euch da draußen dürften dies verstehen. Darüber hinaus möchte ich gerne noch ein paar Wörter über den neuen Retro Modus verlieren, der ein Throwback zu den alten Baseball-Spielen der NES Ära darstellt. Mittels klassischer Bildschirmeinblendungen, kultigen Retro-Sounds, einem vereinfachten Gameplay und Kommentaren der Baseball-Legende Ken Griffey Jr. bekommt man einen richtig coolen Modus serviert, der vor allem für Multiplayer-Abende eine geeignete und unterhaltsame Option darstellt.
Es krachen lassen!
Obwohl das Gameplay der MLB The Show Reihe stets großes Lob erhalten hat, hat sich Sony nicht lumpen lassen und tatsächlich nochmal einiges draufgelegt. Insbesondere bei den Animationen fällt auf, dass Sony der Realität immer näherkommt. Dies lässt sich vor allem bei spontanen Bewegungen erkennen, die sehr rund und sehr flüssig wirken. Die CPU-Spieler auf beiden Seiten wirken dadurch deutlich realistischer und nicht mehr so roboterhaft, wie in den vorherigen Spielen. Ein weiterer Bereich, wo Sony nochmals nachgebessert hat, lässt sich beim Batting wiederfinden. Laut Sony wurde das Physik-System der Schläge stark verbessert, wodurch nun noch realistischere und authentischere Flugbahnen erreicht werden können – und umso länger man spielt, desto mehr merkt man auch, dass dies wirklich der Fall ist. Alles in allem möchte ich einfach sagen, dass es selbst für Baseball-Rookies wie meinerseits, nicht lange gedauert hat, erste Erfolge zu erzielen. Das Gameplay ist griffig, realistisch und motivierend. Ich persönlich wollte stets weitermachen und zum nächsten Homerum streben. Und passend zum realistischen Gameplay wurde auch an der Präsentation nochmals geschraubt, indem man nun Ausstrahlungselemente des MLB Network hinzugefügt hat, die mit ihren umfangreichen Statistiken und den bekannten TV-Moderatoren Harold Reynolds und Dan Plesac wahres Baseball-Feeling direkt zu euch nach Hause bringen. Und gerade weil die Qualität so hoch ist, ist es etwas schade, dass sich viele Kommentare öfters wiederholen, was nach einer gewissen Zeit etwas eintönig wird – dies betrifft vor allem die An- und Abmoderationen; im Spielgeschehen selber lässt sich definitiv mehr Interaktivität aus dem Kommentatoren-Team heraushören. Was die Grafik angeht, überzeugt The Show mit hübschen Stadien, netten Wettereffekten und flüssigen Animationen. Slowdowns bei Zwischensequenzen und hektischen Spiel-Momenten als auch viele zum Teil sehr hässliche Charaktermodelle hinterlassen jedoch einen faden Beigeschmack. Auch die Ladezeiten könnten für meinen Geschmack etwas kürzer sein.
FAZIT:
Was Inhalt und Präsentation angeht, befindet sich MLB The Show 17 definitiv auf einer Stufe mit FIFA und NBA. Während sich alteingesessene Serien-Fans auf ein Baseballerlebnis der Extraklasse freuen dürfen, würde ich neugierigen Spielern das Anspielen, sofern sie über gute Englischkenntnisse verfügen, absolut empfehlen, da MLB nach einer steilen, aber nicht allzu langen Lernkurve direkt ins Blut übergeht. Also keine Scheu: Probieren lohnt sich!
Alle Produkttitel | Herstellernamen | Warenzeichen | Grafiken und damit verbundene Abbildungen sind Warenzeichen und/oder urheberrechtlich geschütztes Material ihrer jeweiligen Inhaber. All referenced company names, characters and trademarks are registered trademarks or copyrights of their respective owners.