Nachdem XCOM - Enemy Unknown vor einigen Jahren sowohl auf dem PC als auch auf der Konsole großes Lob einheimste, war es umso überraschender, als 2K Games während der Vorstellung des zweiten Teils bekannt gab, dass der Nachfolger nur auf dem PC erschienen wird. Aber selbstverständlich bedeuten solche Bekundungen in unserer Zeit nicht mehr all zu viel. Insbesondere in einer Industrie, wo es hauptsächlich, um Verkaufszahlen und Einnahmen geht. So war es schließlich wenig überraschend, dass XCOM 2 nun, im September 2016, doch auf der Konsole erschienen ist. Da das Spiel jedoch als pures PC Erlebnis angekündigt wurde, bleibt dennoch die Frage, ob die Umsetzung auf der PS4 überzeugen kann.
Das Böse hat gewonnen
Spieler, die bei Enemy Unknown alles in die Waagschale geworfen haben, um das positive Ende zu erreichen, dürften nach dem Spielstart des zweiten Teils schnell feststellen, dass ihre liebe Mühen für die Katz waren. Denn die Entwickler von Fireaxis Games haben sich dazu entschieden, das schlechte Ende als Grundlage für die Story von XCOM 2 zu verwenden. In dieser Geschichte haben die Aliens den Krieg gewonnen und die Macht über die Erde ergriffen. Anstatt den Planeten jedoch zu zerstören, haben sich die Aliens als große Heilsbringer positioniert, die gemeinsam mit den verbündeten Erdlingen, die Menschen in ein neues Zeitalter führen wollen. Was in der Theorie nach einem netten Plan klingt, ist in der Praxis ist jedoch das genaue Gegenteil: Ähnlich wie in Orwells 1984 erinnert die Erde inzwischen mehr an ein deprimierendes Dystopia, wo die Aliens das komplette Leben der Menschen bestimmen. Hinzu kommen fiese Genmanipulationsversuche und eine ständige militärische Überwachung, die den Menschen sämtliche Freiheiten entzieht. Dennoch gibt es auf der Welt immer noch Menschen, die sich dieser Tyrannei entziehen wollen, und in Form eines Guerilla-Krieges den Kampf gegen die Aliens aufnehmen.
Ein Kampf gegen die Zeit
Es dauert nicht lange, bis man als Spieler in die Rolle des Kommandanten des ersten Teils schlüpft, der jedoch nach den Geschehnissen des Vorgängers für 20 Jahre im Koma lag. Dies ist natürlich eine passende Ausgangssituation, um so auch neue Spieler in die Welt von XCOM einzuführen. Der größte Unterschied zum ersten Teil liegt natürlich darin, dass man jetzt nicht mehr für eine multinationale Organisation arbeitet, sondern für den Widerstand. Ein erbeutetes Raumschiff der Aliens, welches den Namen Avenger trägt, stellt eure Hauptbasis dar. Am Anfang wird dem Spieler nach und nach die Mechanik von XCOM 2 vorgestellt. Hierbei lässt sich feststellen, dass eine gute Vorbereitung von elementarer Bedeutung ist. Dies umfasst unter anderem auch das Rekrutieren von neuen Soldaten, mit denen ihr später in den Kampf ziehen könnt. Diese Kämpfer können nicht nur im Rang aufsteigen, sondern sind auch frei modifizierbar, und zwar sowohl im Aussehen als auch bei der Ausrüstung. Damit der Kampf gegen die Aliens jedoch nicht ganz ausweglos wird, sollte man auch seine Forschungs- und Technologiebereiche stets aufrüsten, sofern man über die benötigten Utensilien verfügt. Insbesondere bei den Waffen lässt sich inzwischen feststellen, dass seit dem ersten Teil viel Zeit vergangenen ist, da man nun vermehrt auf Hybrid-Modelle zurückgreifen kann, die auf Alien-Technik basieren. Zugegebenermaßen wird man am Anfang des Spiels mit unzähligen Gameplay-Elementen bombardiert, wodurch man leicht den Überblick verlieren kann. Und als ob das Micro-Management der Basis nicht schon stressig genug wäre, gibt es da darüber hinaus auch noch den eigentlichen Kampf gegen die Aliens, der ebenfalls kein Zuckerschlecken ist.
Fog of War
Während bei Enemy Unknown der direkte Kampf gegen die Invasoren im Vordergrund stand, sieht das Bild bei XCOM 2 nun etwas anders aus. Schließlich darf man nicht vergessen, dass man sich ab sofort in der Rolle des Widerstandes befindet, und die Aliens das „Heimrecht“ genießen. Und genau hier zeigt sich eine der größten Neuerungen des Spiels, und zwar die Einführung von Schleich-Taktiken. Im serientypischen rundenbasierten Gameplay sollte man also versuchen, seine Krieger in eine möglichst gute Position zu bringen, um dann, sobald man den richtigen Moment gefunden hat, präzise zuzuschlagen. Dabei sollte man natürlich auch stets die Fähigkeiten seiner Krieger im Auge behalten. Dies bedeutet, Scharfschützen sollten am Besten auf einer hohen Position stehen, während die restlichen Kämpfer, vor allem die Nahkampf-Krieger, versuchen, die Aliens zu flankieren. Und auch die zerstörbaren Umgebungen können eine gute Hilfe für den Kampf gegen die Aliens sein. Während man sich zum Beispiel um den Gegner verschanzt, kann man aus dem Nichts eine Granate auf ein Auto werfen, um mit Hilfe der Explosion gleich mehrere Gegner auf einmal zu erledigen. Leider gibt einem das Spiel nur wenig Hilfe bei der Taktik-Schulung, wodurch man entweder auf Try and Error zurückgreifen muss, oder sich doch lieber einige Tutorials im Internet durchliest. Vor allem Neulinge werden schnell an ihre Grenzen stoßen. Während die ersten Missionen noch relativ einfach wirken, da sie stures Angreifen in den Vordergrund stellen, dauert es nicht lange, bis man merkt, dass dieses naive Vorgehen in späteren Missionen schnell in dem Tod eurer Charaktere resultieren wird. Zwar verfügt das Spiel auch über einen einfachen Schwierigkeitsgrad, aber auch hier kann leichtsinniges Verhalten schnell zu einem Massaker führen. Die Gegner-KI zeigt sich oft aggressiv. Dies kann man sich aber auch zum Vorteil machen, wenn man seine Kämpfer so positioniert, dass sie aus der Deckung angreifen, wodurch bewegende Gegner im Nu niedergeschossen werden können. Die Gameplay-Möglichkeiten von XCOM 2 sind äußerst umfangreich. So umfangreich, dass man schnell den Überblick verliert, was vor allem Neulinge schnell entmutigen kann. Aus diesem Grund empfehle ich häufiges Speichern. Und wenn man mal versagt, sollte man keine Angst davor haben, es aufs Neue zu versuchen. Dennoch gibt es einige frustrierende Momente, wo man den Controller am Liebsten wegwerfen würde. Ähnlich, wie bei Fallout, wird die Treffsicherheit eures Kriegers mit einem prozentualen Wert verdeutlicht. Und selbst wenn man unmittelbar vor dem Gegner steht, und die Anzeige einen Wert jenseits von 80 Prozent zeigt, kann ein Schussversuch dennoch daneben gehen. Dies ist nicht nur frustrierend, sondern kann auch einen ganzen Schlachtplan zerstören. Und noch schwieriger wird es in Missionen, wo man über ein Zeitlimit verfügt. Vor allem hier kann es hin und wieder eng werden, da unnötiges herumtrödeln schnell zu einem Game Over führen kann.
Avatar-Projekt
Und apropos eng: Bereits zu Beginn des Spiels wird man mit einer weiteren Neuerung konfrontiert, und zwar dem so genannten Avatar-Projekt. Dabei handelt es sich um ein Geheimprojekt der Aliens, wo entführte Menschen dazu benutzt werden, um neue Körper für die Aliens zu schaffen, die an einer mysteriösen Krankheit leiden. Im Zuge dieses Projekts, welches mit einem Countdown verbunden ist, werden spielentscheidende Ereignisse ausgelöst, wie zum Beispiel die Verbesserung der gegnerischen Ausrüstung oder ein überraschender UFO-Angriff. Hat der Countdown sein Ende erreicht, endet auch das Spiel. Aus diesem Grund sollte man stets Angriffe auf Forschungseinrichtungen der Aliens durchführen, um die Entwicklung des Projekts zu behindern. Es ist eine interessante Hinzugabe, die ebenfalls gut zum Widerstands-Szenario passt. Ich gebe zu, dass der hohe Schwierigkeitsgrad zunächst wie ein großes No-Go erschien, aber trotzdem sollte man sich nicht davon einschüchtern lassen. Trotz einiger fragwürdiger Elemente, wie die Zielrate bei Abschüssen, bietet XCOM 2 eine riesige Anzahl an taktischen Möglichkeiten an, um die verschiedenen Aufträge, die von Begleit- bis zu Bergungsmissionen reichen, zu bewältigen. Darüber hinaus ist auch die Steuerung mit dem Controller mehr als gelungen. Zu keiner Zeit habe ich mich überwältigt oder überfordert gefühlt. Die einzelnen Manöver gingen super locker von der Hand.
Grafik & Sound
Im Zuge meiner Nachforschung fand ich heraus, dass die Optik von XCOM 2 größtenteils gelobt wurde. Auf der PS4 bleibt dieses Lob jedoch etwas auf der Strecke, was aufgrund von mehreren Faktoren liegt. Dies liegt vor allem an der Häufigkeit und Länge der Ladezeiten, die das Geschehen auf der Konsole echt runterziehen. Egal, ob beim Spielstart, beim Aufrufen eines Spielstandes oder beim Laden einer Mission – Die Ladezeiten ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, leidet das Spiel auch an heftigen Framerate-Einbrüchen, die angesichts der durchschnittlichen Optik definitiv fehl am Platz sind. Im Vergleich zur PC-Variante zeigt die PS4-Version auch Verschlechterungen bei Texturen und Kantenglättung. Darüber hinaus wirken die Charaktere einen Tick zu generisch für mich, wodurch ich mich im Gegensatz zu vielen anderen XCOM Spielern nur bedingt mit ihnen identifizieren konnte. Und da hilft auch die eigens für jeden Charakter hergestellte Hintergrundgeschichte nicht sonderlich. Vor allem, wenn in der Story von einem Mann gesprochen wird, das Bild aber einen weiblichen Charakter zeigt. Immerhin sehen die Level halbwegs anständig aus. Und da man, wie beim Vorgänger wieder die komplette Welt bereist, trifft man auf zahlreiche interessante Orte, die von eisigen Waldlandschaften bis moderne Stadtumgebungen reichen. Ebenfalls haben mir die freakigen Alien-Modelle gefallen, die tatsächlich sehr gruselig und bedrohlich rüber kommen, und zwar vor allem, sobald sie einem zum erst Mal entdeckt haben und zum Angriff rufen. Was den Sound angeht, sticht vor allem die deutsche Synchronisation hervor, die zwar manchmal ein wenig kitschig daherkommt, aber eigentlich eine gute Rolle dabei spielt, etwas Gewicht von der ansonsten viel zu ernsten Story zu nehmen, wie zum Beispiel durch amüsante Geschichten und Anekdoten, die euch eure Mitarbeiter in der Basis zum Besten geben. Abgerundet wird das Ganze durch einen packenden Soundtrack, der optimal zum Kriegsszenario passt.
FAZIT:
Mit seinem packenden, rundenbasierten Gameplay setzt XCOM 2 genau dort an, wo der Erstling aufhörte. Trotz allem ist das Spiel aber keine lieblose Fortsetzung. Dies liegt insbesondere an dem neuen Szenario, welches den Spieler in einen Widerstandskrieg versetzt, wo man gezwungen ist, sorgfältig mit seinen Ressourcen umzugehen, während man gleichzeitig auf der ganzen Welt Nadelstiche gegen die außerirdischen Invasoren setzt. Schade nur, dass technische Schwächen die ganze Erfahrung ein wenig runterziehen. Darüber hinaus sorgt der harte Schwierigkeitsgrad dafür, dass Einsteiger schnell Frust-Momente erleben. Dennoch: Es lohnt sich weiter an seinen Taktiken zu tüfteln, da man mit ein bisschen Übung jeden Kampf überstehen kann. Das motivierende Gameplay ist von entscheidender Bedeutung dabei. In diesem Sinne: Auf in den Kampf! Die Welt braucht euch.
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