Das neueste Hitman ist sicher kein gewöhnliches Spiel, was speziell an seiner turbulenten Entwicklungsgeschichte liegt. Als es angekündigt wurde lief es unter dem Slogan „World of Assassination“. Squares neuestes Hitman Spiel sollte größer, weniger linear und offener werden als jemals zuvor. Und ursprünglich hätte das Spiel bereits im vergangenen Dezember erscheinen sollen. Und zwar in Form eines Starter Packs, welches neben den Basisinhalten auch noch die Level in Paris, Sapienza und Marrakesch beinhalten würde. Kurz vor dem Release entschied man sich jedoch den Plan zu ändern und das Spiel sowie die Level in Episoden-Form zu veröffentlichen. Mit dem Resultat, dass Hitman neben den Trainingsmissionen derzeit nur Paris als Örtlichkeit anbietet. Die anderen Levels sollen später folgen. Ob Hitman jedoch immer noch sein Geld wert ist, erfahrt ihr in unserem neuesten Review.

47 back in business

Am Anfang kommt es erst mal zu einem kleinen Deja Vu für viele Hitman-Spieler. Denn die Tutorials bestehen aus den gleichen Levels, die man bereits aus der Beta kennt. Dabei handelt es sich um ein verhältnismäßig enges Areal, wo man seine ersten Schritte als Profi-Mörder unternimmt. Und wer Absolution oder die anderen Hitman-Spiele gezockt hat, wird sich gleich wie zuhause fühlen. Im Fokus der jeweiligen Levels steht stets eine oder mehrere Personen, die es zu töten gilt. Wie man dieses Attentat schlussendlich angehen möchte, obliegt der Kreativität des Spielers. Hitman stellt euch einen Sandkasten an Möglichkeiten zur Auswahl. Mein persönlicher Favorit ist Tod durch Rattengift. Simpel, aber wirksam. Aber dies ist nur die Spitze des Eisberges. Vor allem das Paris-Level, welches man nach den Tutorials angehen kann, beherbergt verschiedene Möglichkeiten, wie man sein Gegner eliminieren kann. Ein Beispiel gefällig? Im Rahmen der Paris-Mission findet eine Modenschau statt. Und in dem man sich geschickt unter die Menge mischt, kann man zunächst als Model ein Teil der Show werden. Anschließend hat man die Aufmerksamkeit seines Zielobjekts erregt, wodurch man zu einer persönlichen Audienz mit dem Opfer eingeladen wird. Der Rest ist dann nur noch ein Kinderspiel. Wer es aber simpler mag, kann seine Opfer auch einfach nur erschießen, strangulieren oder ertränken. Und passenderweise liegen dafür überall dutzende kleine Spielzeuge, wie Äxte oder Messer bereit, die man während den Missionen für seine Attentate benutzen kann. Die AI ist jedoch äußerst spitzfindig, wodurch man diese nicht unbedingt frei am Körper herumtragen sollte. Und auch die Kostümwechsel sind kein Freilos, um zum Ziel zu kommen, da manche Wachen schnell misstrauisch werden können. In diesem Fall sollte man sich entweder schnell aus dem Weg machen oder sich wieder unter die Menge mischen. Diese Spitzfindigkeit der Wachen wird jedoch ab und zu etwas zurückgeschraubt, wenn sie zum Beispiel nicht bemerken, dass in ihrer unmittelbaren Nähe etwas geklaut wurde oder man, wie ein Irrer um sie herum schleicht. Wer möchte kann natürlich auch auf Waffengewalt zurückgreifen, um die Missionen zu erledigen, aber ich sage es euch am besten direkt: Lasst es sein. Erstens ist das Handling der Waffen alles andere als befriedigend und zweitens hat man beim direkten Feuerwechsel zwischen den Gegnern eh keine Chance, da man nach einigen Kugelen sofort tot ist. Und ja, Hitman kann anfangs etwas unübersichtlich und frustrierend sein.

Die Möglichkeiten sind so unfassbar groß, dass man manchmal nicht genau weiß, wo man anfangen soll. Und es gibt wirklich nichts schlimmeres, als durch einen winzigen Fehler wieder komplett von Anfang an spielen zu müssen. Um dieses Problem zu bekämpfen haben sich die Entwickler ein neues Gameplay-System ausgedacht. So gibt es nun die sogenannten „Gelegenheiten“, die dem Spieler verschiedene Wege bereitstellen, wie man die Mission erledigen möchte. Diese sind meist ausgefallen, kreativ und teilweise absurd. Aber durch und durch lustig und einfach auszuführen, da man einfach nur einigen Checkpoints folgen muss. Und das ist halt die wahre Stärke von Hitman. Die unzähligen Möglichkeiten der Terminierung helfen dabei über den Mangel an Inhalt hinwegzusehen. Doch handelt es sich hier wirklich um einen Mangel? Es kommt drauf an, wie man es sieht. Das Paris-Level ist riesig und beherbergt einen großen Umfang. Die verschiedenen Möglichkeiten seine Gegner zu erledigen helfen einem dabei jede Ecke dieser wundervoll gestalteten Umgebung zu erkunden. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass die nächsten Level nicht allzu lange auf sich warten lassen. Denn vor allem bei den selbst erstellbaren Verträgen, die man mit der Community teilen kann, kommt schnell langweile auf, da man auch hier bislang nur Paris als Template zur Verfügung stehen hat. Es wird jedoch interessant zu sehen sein, wie der Modus in ein paar Monaten aussieht, wenn die User mehr als nur eine Umgebung zur Verfügung haben. Bis dahin sind diese Extra-Verträge jedoch eine gute Alternative, um im Business zu bleiben. Aber wie gesagt – wenn sich die nächsten Karten verspäten sollten, wird man sicher schnell die Lust an Hitman verlieren.

PS: Eine Story ist zwar vorhanden, aber im Grunde braucht man dieser bislang noch keine große Beachtung schenken. So weiß man lediglich, dass das neueste Hitman nach all den vorherigen Teilen spielt, und dass es eine Organisation auf unseren haarlosen Kopf abgesehen hat. Ob mehr dahinter steckt, wird man in den kommenden Episoden sehen.

Erst einmal Hui, dann naja...

Als ich die Trainingsmissionen begonnen habe war ich zunächst etwas ernüchtert, was die Grafik angeht. Das änderte sich jedoch, als ich das virtuelle Paris betrat. Hier zeigen die Entwickler nämlich, was sie wirklich drauf haben. Detaillierte Umgebungen und eine super Ausleuchtung sorgen dafür, dass Hitman einen beeindruckenden ersten Eindruck auf der PS4 hinterlässt. Ebenfalls lobenswert ist die Bildqualität, die ich auf einem solchen Niveau sonst nur von First Party Sony Spielen oder PC-Games gewöhnt bin. Trotzdem gibt es Abzüge in der B-Note für die langen Ladezeiten, die vor allem beim Neustart von Missionen übelst auffallen. Und auch die Menüführung ist manchmal etwas hakelig und nicht ganz so schnell, wie man es sich wünschen würde. Interessant ist im Übrigens die Möglichkeit zwischen einer begrenzten und unbegrenzten Framerate wählen zu können. Entscheidet man sich für die begrenzte, bleibt das Spiel bei soliden 30fps ohne nervige Schwankungen zwischen 30 und 60 fps wie es bei der unbegrenzten Variante der Fall ist. Und ich Anbetracht der Häufigkeit dieses Auf und Ab's der Framerate empfehle ich jeden die Begrenzung einzuschalten. Was den Sound angeht gibt sich Hitman keine Blöße. Solide Synchronstimmen und eine gelungene akustische Präsentation der von Menschen überfüllten Umgebungen runden die Atmosphäre gebührend ab.

FAZIT:

Das Intro-Pack von Hitman kostet 14,99€. Und für diesen Preis bekommt man reichlich Gameplay. Selbiges ist nach wie vor spannend und kreativ. Und ich muss zugeben, dass mir das neue Episoden-System durchaus gefällt. In Zeiten von unzähligen neuen Spielen ist es ganz erfrischend, wenn man sich für eine begrenzte Zeit auf ein Spiel fokussieren kann, welches nicht zu viel Zeit beansprucht. Stattdessen freue ich mich nach meiner ausgiebigen und unterhaltsamen Zeit mit Agent 47 auf eine kurze Pause, ehe ich mich dann in nahe Zukunft in das nächste Abenteuer stürzen kann. Vor allem, da sich die Entwickler augenscheinlich jede Menge Mühe mit ihrem Projekt geben. Das Paris-Level gehört nämlich ohne Frage zu den beeindruckendesten Arealen der Hitman Geschichte. Bleibt nur zu hoffen, dass die Wartezeit auf die nächsten Level nicht übertrieben lang sein wird und die Qualität auf dem gleichen Niveau liegen wird.

[ Review verfasst von Dimi ]

Anm. d. Red.: Das zweite Level „Sapienza“ ist nun für 9,99€ erhältlich.

Pluspunkte:

• Spielen wie man will - ob mit Gewalt oder Hinterlist
• Episodenform
• Günstiger Preis, dafür...

Minuspunkte:

• ... wenig Umfang
• Lange Ladezeiten
• Kann chaotisch wirken - da man so viele Freiheiten hat