Spätestens seit Heavy Rain sind „interaktive Spiele“ im Kommen und vor allem Telltale Games lebt alleine von diesem Genre. Doch ein junges Entwicklerstudio namens Dontnod Entertainment aus Frankreich hat mit Life is Strange auf sich aufmerksam gemacht und wir haben die fünf Episoden, die jetzt auf Disc erschienen sind für euch gespielt und testen, wie sehr die Geschichte und das Spiel überzeugen können.
Beste Freundinnen
Die Geschichte dreht sich um Max, die nach fünf Jahren wieder nach Arcadia Bay zurückkehrt, um an der Blackwell University Fotografie zu studieren. Dabei trifft sie auch auf ihre ehemalige beste Freundin Chloe, die es ihr etwas übel nimmt, dass Max sich nie gemeldet hat. Doch das ist das geringste Problem, denn in den fünf Jahren ist Rachel Amber, Chloes Freundin, verschwunden und Chloe hat mit diesem Verlust noch zu kämpfen. Mitten im Unterricht passiert bei Max etwas ungewöhnliches. Sie sieht eine Vision in der die Stadt von einem Tornado zerstört wird. Als die Vision endet, kann sie plötzlich die Zeit zurückdrehen. Mit Hilfe dieser Kraft wollen Max und Chloe das Geheimnis um das Verschwinden von Rachel auflösen. Dabei wird aber keine actionreiche Geschichte erzählt, die voller Schusswechsel ist, sondern das „einfache“ Leben. Max und Chloe haben Probleme in ihrem Alltag, die wir alle schon selbst erlebt haben oder zumindest von anderen kennen. Chloe ist der Draufgänger, Max das schüchterne Mädchen das gerne mal gemobbt wird und so wachsen einem die beiden schnell ans Herz. Das Spiel greift dabei zahlreiche Themen, wie Selbstmord oder Drogenmissbrauch auf ohne dabei ins Fettnäpfchen zu treten. Diese willkommene Abwechslung zu den actionreichen Spielen der heutigen Zeit ist dabei aber nicht langweilig, sondern durchaus interessant, weil es eben so nachvollziehbar ist! Trotzdem hat das Spiel an manchen Stellen die ein oder andere Länge und die letzte Episode ist etwas wirr.
Selfie-Time!
Während euch vor allem die Telltale Games Spiele von einem Höhepunkt zum nächsten peitschen und ihr gar nicht die Möglichkeit habt euch die Umwelt mal in Ruhe anzuschauen, ist Life is Strange deutlich offener gestaltet. Zwischen den zahlreichen Gesprächssequenzen gibt es mindestens genauso viel Gameplay, in dem ihr in kleineren Arealen mit Personen sprechen könnt, die Umgebung begutachtet und so mehr über die Welt von Life is Strange erfahren. Wer sich die Zeit nimmt, kann noch einiges mehr aus dem Spiel herausholen. Interessant wird hierbei auch das Zeitreise-Feature. Denn in den Gesprächen haben eure Aktionen auch Konsequenzen. Ihr könnt z.B. Freundschaften schließen oder euch auch Feinde machen. Da selbst unscheinbare Entscheidungen größere Konsequenzen haben können, ist es wichtig sich richtig zu entscheiden. Dank des Zeitreise-Features könnt ihr aber eure Entscheidungen rückgängig machen. Das geht aber nur in einem gewissen Umfang, sodass ihr je nach Situation z.B. die letzten zwei Gesprächsoptionen ändern könnt. Ihr startet also trotzdem in eine ungewisse Zukunft. Das Feature wird aber auch oft für kleinere Rätsel benutzt, deren Lösung nicht unbedingt offensichtlich ist und die den Spieler zumindest etwas herausfordern. Neben einem interaktiven Film bekommt man hier also auch noch genug Spiel geboten.
Technik
Die technische Seite von Life is Strange kann überzeugen. Das Spiel läuft zu jedem Zeitpunkt flüssig und nahezu ohne Grafikfehler, wie Aliasing. Nur in einer einzigen Szene gab es etwas mehr Tearing. Etwas schade ist aber, dass nicht alle Charaktere so liebevoll gestaltet wurden, wie Max und Chloe. Das merkt man in erster Linie an den Animationen der beiden, die anderen einfach komplett fehlen. Die meisten Gesprächspartner stehen wie versteinert da und bewegen nur ihren Mund, was die Immersion bricht. Musikalisch bekommt man mal etwas anderes geboten, da das Spiel nicht ständig von einem Orchester begleitet wird, sondern je nach Situation von Akustikgitarren und eher Pop-Klängen. Dies unterstützt die jugendliche Stimmung aber perfekt.
FAZIT:
Life is Strange ist ein toller Vertreter des Genres und kann spielerisch durch einige Freiheiten überzeugen, die zum Erkunden einladen. Auch die Geschichte weiß zu gefallen und animiert selbst in den härtesten Männern die Tränendrüsen. Manchmal könnte das Spiel aber etwas schneller zum Punkt kommen, denn in fast jeder Episode gibt es Längen und vor allem die letzte Episode verliert sich dann in den zahlreichen Wendungen. Trotzdem sollte jeder Fan des Genres Life is Strange gespielt haben, weil die Geschichte mal etwas völlig neues ist, die ruhige Erzählweise überzeugt und der Spieler mit mehreren kleinen Rätseln bei Laune gehalten wird.
[ Review verfasst von crack-king ]
Die zweite Meinung:
„Life is Strange“ gehört mit Sicherheit zu den außergewöhnlichsten Spielen des letzten Jahres. Nun gibt es die „Staffel“ auch auf Blu-ray im Handel. Noch dazu als schmucke limitierte Edition mit Soundtrack CD (sehr zu empfehlen), einem kleinen Artbook, optionalen Entwicklerkommentaren als Audiospur und endlich deutschen Untertiteln. Ein tolles Paket! Die letzten beiden Sachen wurden ohne Zusatzkosten auch Besitzern der digitalen Serie zur Verfügung gestellt.
Aber um was geht es? Am besten kann man das Spiel als Mischung aus dem Film Donnie Darko und einer Coming of Age-Thematik beschreiben. Die Charaktere wurden gut in Szene gesetzt, die stylische Grafik überzeugt durch eine schöne Kolorierung und einem feschen Stil und die Dialoge und damit verbunden die Entscheidungen machen Laune. Klar, auch hier gibt es wie in den Telltale Spielen (Walking Dead usw.) nicht sonderlich viel Gameplay, aber eben deutlich mehr zu tun. Viele Sachen kann man untersuchen, Fotos machen und kleiner Rätsel lösen. Da ich die Serie zum Release der jeweiligen Episoden gespielt habe, kann ich keine wirklichen Längen ausmachen, pro Folge wird man rund 3 Stunden unterhalten. Einzig das Finale fällt etwas ab – und zwar nicht durch die krassen Enden, sondern eher durch das wirre Schleichspiel zuvor. Keine Ahnung, was sich die Entwickler dabei gedacht haben. Davon abgesehen, ist „Life is Strange“ ein sehr schönes und vor allem fesselndes Abenteuer, das Adventure und Film-Freunde gleichermaßen ansprechen sollte. Von mir gibt es jedenfalls kräftig Beifall für den gelungenen Mix und die spannende – ja mysteriöse – Story. Sollte man unbedingt gespielt haben!
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