Nach Sledgehammer Games ist 2015 nun wieder Treyarch dran, welche uns mit Call of Duty: Black Ops 3 beglücken wollen. Unter Fans gelten sie als die besten Entwickler unter den drei Call of Duty Studios. Können sie mit dem neuesten Spiel die Erwartungen aber auch einhalten?
Krach, Bumm, Dialog, ähm what?
Natürlich darf die obligatorische Kampagne auch in Black Ops 3 nicht fehlen. Dieses mal verschlägt es euch in die nahe Zukunft. Erstmals dürft ihr dabei zwischen einem weiblichen und männlichem Soldaten wählen. Jedenfalls gerät der Soldat im ersten Einsatz ziemlich unter Beschuss und endet damit, dass ein Roboter euch alle Extremitäten abreißt. Doch glücklicherweise könnt ihr euch irgendwie aus dem Kampfgebiet retten und werdet vom Militär mit Prothesen ausgestattet, die euch sogar stärker und schneller machen. Anschließend folgen zahlreiche Missionen, in denen aus Freunden Feinde werden und aus Feinden Freunde und die heile Welt bricht zusammen. Während Call of Duty Spiele noch nie für eine oscarreife Geschichte standen, stellt die diesjährige Kampagne einen neuen Tiefpunkt dar. Die Missionen wirken völlig zusammenhanglos, die Dialoge sind dümmer denn je und Momente, die einem im Gedächtnis bleiben, wie in den Vorgängern sucht man auch vergeblich. Es wirkt alles sehr austauschbar und bugfrei ist die Kampagne auch nicht. Bereits in der ersten Mission musste ich die Mission neustarten, weil ein Event nicht triggern wollte. Wer sich durch die Kampagne kämpft, wird übrigens mit einer zweiten Kampagne belohnt. Diese bietet euch zwar im Kern die selben Missionen, jedoch sind die Zombies nun euer Feind und manche Sets wurden daran angepasst. Nicht weltbewegend, aber eine nette Ergänzung. Übrigens gibt es einen neuen Schwierigkeitsgrad namens „Realistisch“, der Spielern eine weitere Herausforderung bieten soll. Leider haben die Gegner es hier maßlos übertrieben, denn nahezu jeder Schuss des Gegners tötet euch und nur im Coop mit vier Spielern gibt es den Hauch einer Chance. Spielspaß sieht jedoch anders aus. Leider sind auch die niedrigeren Schwierigkeitsgrade nicht unbedingt frei von Frust und selbst auf Normal wird man reihenweise sterben, wenn man nicht aufpasst.
Advanced Warfare 2.0?
Wenn man das Spiel nur nach Trailern beurteilen müsste, könnte man meinen man hätte es mit einem direkten Nachfolger zu Advanced Warfare zu tun. Immerhin sind viele der Bewegungen, wie die hohen Sprünge, wieder vorhanden. Jedoch hat Treyarch einen völlig anderen Ansatz dahinter verfolgt. Die Idee ist nämlich in jeder Situation die Kontrolle über die Waffe zu behalten. Ihr könnt also besonders hoch springen, über den Boden gleiten, schwimmen und an Wänden entlang laufen und habt dazu aber jederzeit die Kontrolle über eure Waffe und könnt problemlos Gegner ausschalten. Die Bewegungsfreiheit ist so immer gegeben, aber eure Bewegung ist nie ein Nachteil für euch. Zudem macht es gleich doppelt so viel Spaß an einer Wand entlang zu laufen und dabei Gegner auszuschalten.
The same, but different, but still the same
Dreh und Angelpunkt des Spiels ist natürlich weiterhin der Multiplayer-Modus. Dieser hat sich im Kern wenig verändert. Es gibt also die üblichen Modi, wie Team-Deathmatch, Herrschaft oder Abschuss bestätigt und auch zahlreiche Killstreaks. Denn je nachdem, wie gut ihr euch im Match schlagt, könnt ihr kleine Belohnungen freischalten. Mal ist es eine Drohne, die euch Gegner auf der Karte anzeigt, mal aber auch eine fernsteuerbare Drohne mit der ihr zahlreiche Kills sammeln könnt. Da die Killstreaks zeitlich begrenzt sind und Gegner sie zum Teil auch abschießen können, ist für genügend Balancing gesorgt, um gute Spieler nicht noch unbesiegbar zu machen. Die größten Änderungen bieten jedoch das eigentliche Gameplay an sich, welches euch eben die Möglichkeit bietet ständig und überall Gegner unter Beschuss zu nehmen. Darauf aufbauend wurden auch die Maps aufgebaut, die genügend Möglichkeiten bieten, um die neu erlangten Fähigkeiten zu nutzen. Dabei ist man in Sachen Mapdesign zum altbewährten „3-Lane“-Design zurückgekehrt. Grob gesagt, besteht jede Map aus drei Bahnen, die mehr oder weniger voneinander getrennt sind und nur an bestimmten Punkten kann man auf eine andere Bahn wechseln. Das sorgt einerseits für eine klare Struktur und andererseits für genügend Hot Spots, sodass man nach einem Gegner nicht lange suchen muss. Neu sind auch die Spezialisten. Denn im Multiplayer dürft ihr euch nun für einen Spezialisten und seine Fähigkeit entscheiden. Diese Fähigkeit wird entweder nach bestimmter Zeit oder für gutes Spielen freigeschaltet und entweder seid ihr kurze Zeit schwerer verwundbar, bekommt einen Granatwerfer oder dürft z.B. mit Pfeil und Bogen ran. Zum Freischalten gibts natürlich auch genug. Pro Levelaufstieg erhaltet ihr nämlich einen Token, den ihr dann für eine neue Waffe oder einen Aufsatz einsetzen könnt. So wird die Wahl der nächsten Waffe wichtiger denn je, denn einen eingesetzten Token bekommt man nicht mehr zurück. Glücklicherweise starter bereits jeder mit einer grundlegenden Ausrüstung, die genug Abwechslung bietet und keine Nachteile mit sich bringt. Überhaupt sind die Waffen dieses mal sehr gut ausbalanciert und jeder findet die richtige Waffe für seinen Spielstil. Ebenfalls neu sind leider auch Matchmaking-Probleme. Solange man alleine spielt, funktioniert dieses recht gut. Matches werden schnell gefunden und die Latenz bleibt gering. Sobald man jedoch mit einer Gruppe ein Spiel betreten möchte, kommt es reihenweise zu Problemen. Mal dauert es ewig bis man ein Spiel findet, weil zu viele Spieler in der Lobby sind und wenn man dann in einem Spiel ist, ist der Ping so hoch dass das Spiel quasi unspielbar ist. Hinzu kommen Probleme mit der Host-Migration oder beendeten Spielen, denen man beitritt. Dedizierte Server wären wünschenswert und könnten hier Abhilfe schaffen. Ansonsten gibt es natürlich auch die Möglichkeit lokal zu spielen oder sich im Zombie-Modus auszutoben, der mit bis zu vier Spielern gespielt werden kann.
Next-Gen Grafik, 60fps? Wo?
Dank der 60 Bilder pro Sekunde in vergangenen Spielen war Call of Duty nie das große Grafik-Aushängeschild. Dieses Jahr gibt es überraschenderweise weder das eine noch das andere. Grafisch bewegt man sich nämlich zum Teil unterhalb des Niveaus vom Vorgänger Advanced Warfare mit weniger detaillierten Charakteren und Umgebungen. Zudem gibt es in der Kampagne eine Bildrate, die zwischen 45 und 60 Bildern pro Sekunde alles beinhaltet und zu allem Überfluss hat man sich entschieden jegliche Zwischensequenzen in 30 Bildern pro Sekunde darzustellen. Das sorgt für einen merkwürdigen Umbruch im Spiel. Noch schlimmer wird es, wenn man sich dazu entscheidet die Kampagne lokal im Coop zu spielen. Dann wird das Spiel zur reinsten Ruckelorgie. Zudem haben die Vorgänger im Splitscreen den vollen Bildschirm eingenommen. Bei Black Ops 3 hat man das selbe Problem, wie in Resident Evil 5 damals und muss mit dicken schwarzen Balken leben.
Leider ist auch der Multiplayer nicht perfekt und schafft es nicht die 60 Bilder pro Sekunde stabil zu halten. Immerhin schwankt die Bildrate dort nicht ganz so schlimm. Übrigens läuft das Spiel in 1080p, aber nur fast immer. In manchen Situationen kann es kommen, dass das Spiel die Auflösung dynamisch verringert. In Anbetracht der restlichen Performance ist das recht überraschend. Dafür gibt es immerhin V-Sync und Anti-Aliasing, sodass das Bild recht sauber aussieht. Nicht besser gelungen sind auch die Dialoge. Die Synchronisation im Deutschen ist zu keinem Zeitpunkt überzeugend und Lippensynchron ist dabei absolut gar nichts. Theoretisch kann man zwar auf die deutlich bessere englische Sprachausgabe wechseln, muss dafür aber die komplette Konsole auf Englisch umstellen. Der weitere Sound des Spiels ist jedoch in Ordnung. Waffen klingen wuchtig und im Multiplayer treibt ein rockiger Soundtrack euch zu neuen Bestwerten.
FAZIT:
Der Umfang in Call of Duty: Black Ops 3 ist wohl so groß, wie in keinem anderen Call of Duty bislang. Es gibt die Kampagne, die Kampagne mit Zombies, den Zombie-Modus und natürlich den Multiplayer. Auch das erneuerte Gameplay und die gut designten Karten machen viel Spaß. Leider ist die Kampagne aber absolut zum Vergessen, der neue Schwierigkeitsgrad nur etwas für Sadisten und die Probleme beim Matchmaking sorgen für viel Frust. Diese sind doppelt ärgerlich, weil der Vorgänger kaum Probleme damit hatte. Wenn man dann aber mal mit ein paar Freunden ins Spiel kommt und alles läuft, ist für Spielspaß garantiert. Kein anderer Shooter ist so einsteigerfreundlich und bietet gleichzeitig so viel Tiefgang, um letztlich die Spreu vom Weizen zu trennen. Leider muss man dafür aber erst ein passendes Match finden.
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